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Die im Pali-Kanon überlieferten Reden des Buddha hatten für die Altbuddhistische Gemeinde und ihren Gründer, Georg Grimm, fundamentale Bedeutung. In der Satzung (§3) der leider 2002 aufgelösten Gemeinde hieß es: “Die Altbuddhistische Gemeinde e. V. vertritt den im Pali-Kanon niedergelegten Frühbuddhismus ohne Hinzuziehung des Abhidhamma bzw. der späteren Kommentarliteratur.” (1) “Im Pali-Kanon”, so schrieb Max Hoppe, Ältester de Altbuddhistischen Gemeinde und dort Br. Dhammapalo genannt, in seinem sehr zu empfehlenden Buch über Buddhas Lehre, ”hat sich die Lehre in ihrer ursprünglichsten Form erhalten”. Hiervon sei der Sutta-Pitaka dessen “wichtigster Teil, weil er die Reden des Buddha in ihrer ausführlichsten Weise umfaßt”. (2) Der Sutta-Pitaka enthält mehrere “Sammlungen” , darunter ist eine sehr umfangreiche, die als Samyutta-Nikaya bezeichnet wird. Dort ist zum Beispiel die folgende Rede des Buddha (Sutta 22) sehr aufschlussreich: “Die Last will ich euch zeigen und den Träger der Last und das Ergreifen der Last. ... Was ist die Last? Die fünf Haftensgruppen sei geantwortet: die der Empfindung, der Wahrnehmung, der Gemütsregungen, des Erkennens (des Bewußtseins) ... Und wer ist der Träger der Last? Das Subjekt sei geantwortet: der den und den Namen trägt und aus der und der Familie stammt ... Und was ist das Ergreifen der Last? Es ist dieser zu neuem Werden führende, mit Gier nach Freude verbundene, bald da, bald dort sich ergötzende Durst nach sinnlichem Genuß, nach Werden, nach Vernichtung ... Und was ist das Abwerfen der Last? Es ist dieses Durstes restlose Vernichtung, sein Aufgeben, Ablegen, Austreiben, Aufheben.” (3) Welche Bedeutung die Altbuddhistische Gemeinde diesem Zitat beimaß, zeigt sich auch daran, dass sie in dem von ihr herausgegebenen Buch Im Lichte des Meisters auf Buddhas obige Rede hinwies, und zwar im Zusammenhang mit der Frage, was das Ich bzw. mein Selbst eigentlich sei. (4) Es geht hier somit letztlich um ein Kernproblem der buddhistischen Lehre, nämlich die Anatta-Frage. Das obige Zitat ist ein starkes Argument für die Alttbuddhistische Gemeinde, welche ein nihilistische Auslegung des Begriffes Anatta entschieden ablehnte. Wenn es laut obigem Zitat eine “Last” und einen “Lastträger” gibt, so muss es folgerichtig beim Leiden auch einen “Leidenden” geben. Daher lässt sich die mitunter in buddhistischen Kreisen geäußerte gegenteilige Behauptung, dass zwar Leid, aber kein Leidender existiere, nur schwer oder überhaupt nicht mit der zitierten Buddha-Rede vereinbaren. Die Reden des Buddha wurden schon im Leben von Georg Grimm, dem bereits erwähnten Begründer der Altbuddhistischen Gemeinde, von geradezu schicksalhafter Bedeutung. Max Hoppe, der Schüler und Freund von Georg Grimm war, berichtete hiervon in seiner Grimm-Biografie: “Vorbereitet durch das gründliche Studium der Schriften Arthur Schopenhauers, erhielt er [Grimm] von seiner einfühlsamen Frau zu seinem 40. Geburtstag am 25. Februar 1908 die Übersetzungen der Mittleren Sammlung [der Reden Buddhas] geschenkt. Ihr Studium beeindruckte ihn gleich sehr. Es zeigte sich ihm hier der Ausweg aus den Fluten des blinden, wilden Willensdranges, nach dem Schopenhauer nur sehnsüchtig Ausschau halten konnte. Wesentliches blieb ihm in dieser Übersetzung unklar. Georg Grimm bemühte sich daher selbst mit allem Fleiss um Sanskrit- und Pali-Kenntnisse, so dass ihm das Verständnis der alten Texte bald keinerlei Schwierigkeiten mehr bereitete.” (5) Bei der oben erwähnten Mittleren Sammlung (Majjhima-Nikaya) der Reden des Buddha sind Karl Eugen Neumanns Übertragungen aus dem Pali-Kanon gemeint. Karl Eugen Neumann war bis zu seinem Tod (1915) Georg Grimm dankbar verbunden, zumal dieser ihn jahrelang unterstützte. (6) Neumann schrieb im Herbst 1895 in der Vorrede zu seiner Übersetzung der Reden des Buddha: ”Die Reden stammen zwar aus dem 6. Jahrhundert vor Christus: aber sie machen zuweilen den Eindruck als gehörten sie ins 6. Jahrhundert nach Schopenhauer.” (7) Zwar nicht 600 Jahre nach Schopenhauer, sondern 1922 meinte Hermann Hesse, dass “die Reden Buddhas eine Quelle und Fundgrube von ganz unerhörter Tiefe” seien. “Wer aufmerksam auch nur eine kleine Zahl der zahllosen ´Reden` Buddhas liest, dem tönt daraus bald eine Harmonie entgegen, eine Seelenstille, ein Lächeln und Drüberstehen, eine völlig unerschütterliche Festigkeit, aber auch unerschütterliche Güte, unendliche Duldung. Und über die Wege und Mittel, zu dieser heiligen Seelenstille zu gelangen, sind die Reden voll von Ratschlägen ...” (8) |
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