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Magie

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Arthur Schopenhauer

Magie

und

Schopenhauers Philosophie

Bereits die Herkunft des Wortes Magie gibt darüber Auskunft, warum es hierbei geht: Das Wort Magie entstammt dem  indogerma- nischen Wort magh und ist verwandt mit dem deutschen Wort vermögen im Sinne von können. Auch das Wort Macht ist davon hergeleitet.

Macht und Können waren jedoch für die Menschen von Anfang an notwendig, um die Angst vor dem Tod, vor dem  Ausgeliefertsein an todbringende Naturgewalten zu bannen, und dafür hatten sie nur ein Mittel: Magie. So haben alle Religionen ihren Ursprung in der Magie, was auch heute noch - zum Beispiel in den Ritualen der katholischen Kirche - sichtbar ist. 

Naturwissenschaft und Technik haben trotz aller Fortschritte ihre Grenzen. Auch dem rationalen Denken, der “reinen Vernunft”, sind - wie Kant nachwies - Grenzen der Erkenntnis gesetzt. Was jenseits von Tod und Sterben liegt, bleibt  selbst der modernen Sterbeforschung verschlossen. In dieser Hinsicht gibt es Grenzen des “Machbaren”. Magie hingegen bedeutet Grenzüberschreitung. Diese wird  nur möglich durch etwas, das völlig anders ist als rationales Denken und naturwissenschaftliches Forschen, nämlich Magie:

Es ist eine Grundbedingung naturwissenschaftlicher Forschung, daß zwischen dem Tun des Wissenschaftlers und seinem Forschungsergebnis ein rational erfaßbarer Kausalzusammenhang besteht. Eine  rational erkennbare Kausalität gibt es jedoch in der Magie nicht. Ist deshalb Magie immer Schwindel und Betrug? Wer sich ernsthaft mit Magie und Religionsgeschichte - zum Beispiel dem Schamanismus - befaßt, wird diese Frage nicht so ohne weiteres bejahen können.

Für Schopenhauer war die Magie - trotz aller begründeten Skepsis - ein Phänomen, mit dem er sich intensiv in seiner Philosophie auseinandersetzte:

Ich behaupte nicht, daß Magie möglich sei, sondern nur daß der Gedanke derselben nicht absurd sei und wir ihn nicht a priori [von vornherein] verwerfen können; und sollte selbst die Erfahrung derselben die Möglichkeit derselben bisher nicht bestätigt haben; so ist er auch dadurch noch nicht a posteriori [nachträglich] widerlegt; weil es möglicherweise doch nur daran liegen könnte, daß der Weg der die Schranke der Isolation des Willens durch die Individualität durchbricht, noch nicht getroffen sei.(1)

Die zuletzt zitierten Worte aus seinem Nachlaß deuten schon auf eine  tiefe metaphysiche Begründung hin und beweisen, daß Schopenhauer sich nicht nur am Rande philosophisch mit Magie befaßte. Im übrigen zeigt bereits ein kurzer Blick in Wagners Schopenhauer-Register (2), welche geradezu fundamentale Bedeu- tung die Magie in seiner Philosophie hat. Deshalb ist davon auszugehen, daß für Schopenhauer die Magie eine Tatsache war, die zu bekennen er sich jedoch offenbar scheute. Wenn er als Philosoph ernst genommen werden wollte, mußte er berücksichtigen, daß zu jener Zeit  die Aufklärung, welche jeder Magie entgegenstand, vorherrschend war. Dennoch konnte er auf die nicht zu  bestreitende Tatsache hinweisen, daß zu allen Zeiten und bei allen Völkern Magie anzutreffen sei. Daher könne Magie “schwerlich so ganz ohne Grund seyn”.

Manche Kreise, die sich mit Magie und Okkultismus beschäftigen, berufen sich - vielleicht um seriöser zu erscheinen - auf Schopenhauer. Dessen Bedeutung  liegt aber nicht darin, daß er irgendwelche magischen Phänomene geschildert hat. Vielmehr war Schopenhauer wohl der erste Philosoph, der die metaphyischen Wurzeln von  Magie und Mystik aufdeckte - Wurzeln, die sehr sehr tief reichen.

 Arthur Schopenhauer widmete ein ganzes Kapitel seines Hauptwerkes dem metaphysischen Bedürfnis des Menschen.(3) Dieses Bedürfnis ist, wie die Geschichte und die Praxis aller Religionen beweisen, für die weitaus meisten Menschen ohne Magie nicht zu befriedigen, und zwar auch dann, wenn sie es nicht Magie nennen. Allein schon der Zustrom zur katholischen Messe an hohen christlichen Feiertagen ist hierfür ein deutliches Zeichen. So ist auch heute noch  Magie überall und in vielfältigsten Erscheinungen anzutreffen. Warum ist es so und warum ist Magie wirksam? Die Antwort hierzu hat Schopenhauer in seiner Philosophie gegeben. 


> Arthur Schopenhauer : Magie als praktische Metaphysik



Anmerkungen
(1) Arthur Schopenhauer , Der handschriftliche Nachlaß,
hrsg.von Arthur Hübscher, Band 3, München 1985, S. 553.
(2) S. > dort.
(3) Arthur Schopenhauer , Die Welt als Wille und Vorstellung II,
Kap. 17.

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