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Ist Schopenhauer populär ?

Arthur Schopenhauer ging es nicht um Popularität, sondern nur um die nackte Wahrheit, sodass ihm billige Effekthascherei völlig fremd war. 

Schopenhauer legte zwar größten Wert darauf, seine Philosophie verständlich und anschaulich darzustellen, machte aber dabei, was ihren Inhalt betrifft, keine Kompromisse. Abgesehen von seinen Aphorismen zur Lebensweisheit,  blieb seine Philosophie bis heute in ihrem Kern esoterisch und daher nur einem beschränkten Kreis von Interessierten wirklich verständlich. Wurde jedoch seine Philosophie erst einmal richtig verstanden, so rief sie nicht selten höchste Bewunderung hervor, ja mitunter führte sie zu einer schon fast religiösen Verehrung des Philosophen.

 Mit der buddhistischen Lehre ist das nicht viel anders, denn zwischen dem “Volksbuddhismus” und dem, was der Buddha lehrte, besteht oft ein Unterschied, wie er größer kaum sein könnte. Aber vielleicht muß das so sein: Der Buddhismus ist in seinem Kern eine philosophische Erlösungslehre, die auf sehr tiefen metaphysischen Erkenntnissen beruht.  Er ist aber auch eine Religion, und Religion ist, so Schopenhauer, “Metaphysik für das Volk”. Die Religion kann dem Volk das bieten, was einer Philosophie kaum möglich ist, nämlich Mythen, Glauben, Riten, Zeremonien, Anbetung und ähnliche Formen der Andacht.

Der Buddha verglich seine Lehre mit einer Medizin, die dem Menschen, so er diese tatsächlich nimmt, helfen kann. Medizin, die hilft, schmeckt zumeist bitter. Süße Verlockungen hingegen sind zwar wohlschmeckend, haben aber nicht selten bittere Folgen. Der Erlösungsgedanke, der in Schopenhauers Philosophie wie im Buddhismus enthalten ist, liegt nicht an der Oberfläche und verspricht daher nicht den schnellen Trost, der von manchen anderen Lehren und deren Heilspropheten angeboten wird. Ob solche - mitunter fast marktschreierisch aufgedrängten - Verheißungen den Menschen auf Dauer wirklich helfen, sei dahingestellt.

Popularität ist noch kein Beweis für den geistigen Rang einer Person und für die wirkliche Bedeutung ihres Werkes. Trotz zunächst fehlender Popularität kann die Wirkung einer  Schrift mitunter weit über ihre Zeit hinausreichen. Schopenhauer ist hierfür ein eindrucksvolles Beispiel: Er war zwar  in den ersten Jahrzehnten seines Schaffens  nicht  besonders populär, ja eigentlich kaum bekannt gewesen, dennoch wurde später sein Einfluß auf das europäische Geistesleben sehr bedeutsam.

Der Schopenhauer-Forscher Arthur Hübscher hatte hierzu in seinem Buch, das - auf Schopenhauer bezogen - den bezeichnenden Titel Denker gegen den Strom trägt, auf die weitreichende Wirkung Schopenhauers hingewiesen. Theodor Fontane und Wilhelm Busch sind hierfür nur zwei von vielen Persönlichkeiten, deren Denken und Werke von Schopenhauer  erheblich beeinflusst wurden. Selbst dort, wo Schopenhauers Name  nicht erwähnt, ja vielleicht sogar bewusst verschwiegen wird, sind oft deutliche Spuren Schopenhauerscher Philosophie nachzuweisen. 

Die Edle Wahrheit von der Leidhaftigkeit dieser Welt ist ein wesentlicher Teil der buddhistischen Lehre und der Philosophie Schopenhauers. Eine solche Aussage ist nicht populär und wird es wohl auch niemals werden. Aber darauf kommt es - wie oben erwähnt - auch nicht an, Es zählt allein die Wahrheit und nicht der “Beifall der Menge”. Hierbei gilt ein von Schopenhauer zitiertes Wort des Kirchenvaters Augustin:

Man soll nicht für wichtig halten,
was die Menschen meinen,
sondern was die Wahrheit der Dinge ist. *


* Arthur Schopenhauer , Zürcher Ausgabe, Werke in zehn Bänden, Band VI: Die beiden Grundprobleme der Ethik / Preisschrift  über die Grundlage der Moral, Zürich 1977, S. 153.

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