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Karlheinz Deschner

über

Schopenhauer und den Buddhismus

Karlheinz Deschner war einer der bedeutendsten Kritiker der christlichen Kirche, zeigte aber andererseits Sympathie für Arthur Schopenhauer und den Buddhismus. Dabei ist schon sein Lebenslauf, insbesondere seine Jugendzeit, sehr aufschlussreich.

In dem Essay Warum ich Agnostiker bin aus dem Jahre 1976 berichtete er über seine durch und durch katholische Erziehung im Elternhaus und später im Franziskanerseminar und in anderen katholischen Schulen. Jedoch “Fünfzehnjährig fieberte ich mir, fasziniert mehr als verständnisvoll, Nietzsche in den Kopf. Als Student beharrlich Autodidakt, las ich Schopenhauer und, besonders gründlich, Kant. Diese drei entrissen mich geistig, nicht emotional noch, dem Christentum. Deshalb erforschte ich, dreiunddreißig schon, endlich seine Ursprünge, gewann ich in freiwilliger fünfjähriger Fron Klarheit ...”  (1)

Eine der wichigsten Gründe, warum sich Deschner später auch emotional dem Christentum abwandte, war nicht nur  die Kriminalgeschichte des Christentums (wie der Titel seines berühmten mehrbändigen Buches lautet), sondern auch die - so muss man es nennen - tierverachtende Einstellung dieser Religion, die Deschner zutieftst ablehnte und in seinen Werken immer wieder anprangerte. 

Gerade wegen seiner umfassenden Sachkenntnis hat Deschners Feststellung Gewicht: “Im Christentum ist das Tier eine Sache; bloßes Ausbeutungs-, Zucht-, Jagd- und Freßobjekt, der Mensch der Todfeind des Tieres, sein Teufel.”(2) Dem oft seitens tierfreundlicher Christen erhobenen Einwand, das könne sich nur auf das Alte Testament beziehen, hielt Deschner entgegen: “Doch auch das Neue Testament  lehrt nirgends: Seid gut zu den Tieren!

Vorbildlich dagegen der Buddhismus, der in sein Tötungsverbot die nichtmenschliche Welt einschließt! Bereits Buddha verlangt Glück und Frieden für jede Kreatur, darum Unterlassen jeder ´Verletzung` und ´Tötung`, jeglicher ´Gewalttätigkeit gegenüber allen Wesen`, die, ob Pflanze, Tier oder Mensch, ´vor  der Gewalt zittern`. Demgemäß hebt der Buddhismus das Tier auf die Stufe des Menschen, billigt er ihm dieselbe Buddha-Wesenheit wie dem Gläubigen zu.” (3)

Für Deschner war diese im Vergleich beider Religionen fundamental gegensätzliche Einstellung zu den Tieren auch in emotionaler Hinsicht von größter Bedeutung, denn in einem Interview wurde er gefragt, wann er aufhöre, gegen das Christentum zu schreiben. Seine Antwort: “Wenn ich tot bin.- Doch glücklich macht es mich nicht, und ich frage mich immer öfter, ob ich meine Kraft nicht besser einer noch hoffnungsloseren Thematik geopfert hätte.” Daraufhin die Nachfrage: “Welcher?” Deschners sehr bezeichnende Antwort: “Der geschundenen Kreatur - dem Tier.” (4)

So ist es dann auch verständlich, wenn sich Deschner oft auf Schopenhauers Kritik  am Christentum berief. Besonders hob er Schopenhauers Ablehnung der “christlichen Tierverachtung” hervor:

Schopenhauer wäre, wie Deschner meinte, vom Tierleid “erschüttert wie kaum einer” gewesen.  “Empört über die ´Nullität` des Tiers”  im Christentum, habe Schopenhauer  die “himmelschreiende Ruchlosigkeit”, mit der die Tiere im  Abendland behandelt würden, angeprangert. Wogegen der Buddhist, so zitiert Deschner Schopenhauer, “auf den Markt geht und Vögel kauft, um vor dem Stadthor ihre Käfige zu öffnen”. (5)

Bereits diese kurzen Hinweise zeigen Deschners Sympathie für Schopenhauer und den Buddhismus. Für Deschner war Mitleid mit den Tieren offensichtlich eine Herzensangelegenheit. Daher stand er der Schopenhauerschen und buddhistischen Mitleidsethik, die auch nichtmenschliches Leben in ihre Moral einschließt, wohl ziemlich nahe.

Es gäbe “kein größeres Ethos”, so schrieb Deschner, als  “das tat twam asi (das bist du)”, welches Schopenhauer ganz entsprechend der Ethik der indischen Religionen auch auf jedes Tier bezog. (6) Schon hieran wird deutlich, wie tief die Übereinstimmung  zwischen dem Kirchenkritiker Karlheinz Deschner und dem “Buddhaisten” Arthur Schopenhauer ging.



Weiteres > Zur Tierethik von Karlheinz Deschner und Mitleidsethik von Arthur  Schopenhauer - ein Beitrag von Herbert Becker , Berlin.  Zuerst  veröffentlicht in: Aufklärung und Kritik. Zeitschrift für freies Denken  und humanistische Philosophie. Hrsg, von der Gesellschaft für kritische  Philosophie Nürnberg, 18. Jg., 4/2011, S. 226 (> Digitalisat).


Anmerkungen
(1)
Karlheinz Deschner, Oben ohne. Für einen götterlosen Himmel und eine priesterfreie Welt /Warum ich Agnostiker bin, Reinbek bei Hamburg 1997, S. 20 f.
(2) Ebd., S. 76 f.
(3) Ebd.
(4) Ebd., S. 359.
(5) Deschner, a. a. O., S. 80.
Vgl. Arthur Schopenhauer , Zürcher Ausgabe, Werke in zehn Bänden, Band X: Parerga und Paralipomena II, Kap. 15: Ueber Religion, § 177: Ueber das Christenthum, Zürich 1977, S. 408 ff.
(6) Deschner. a. a. O., S. 80.
Wichtig zum Verständnis: Das Tat twam asi in den Upanishaden und der Ethik Schopenhauers > hier.

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