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Gott und Schuld

Aus Texten des alten Buddhismus

Einige Asketen und Brahmanen (Priester) behaupten: “Was auch immer einem Menschen zuteil wird, Glück, Leid oder keins von beiden, das hat alles seinen Grund in dem Schöpferwillen des Weltenherrn.” Ich sage dazu: “Dann werden die Menschen ja auf Grund des Schöpferwillens Gottes zu Mördern, Dieben, Wüstlingen, Lügnern und solchen, denen Gier, Übelwollen und irrige Meinungen eignen. Diejenigen, die sich im Ernst auf den Schöpferwillen des Weltenherrn berufen, haben nicht die Willensfreiheit, sich darüber zu entscheiden, was zu tun und was zu lassen ist.” (1)

        Wenn Gott, der über allem waltet,
                   Das Leben in der Welt gestaltet,
                   Wenn er verteilt hier Glück, dort Leiden,
                   Das Böse tun lässt und es meiden,
                   Der Mensch nur seinen Wunsch vollstreckt -
                   Dann ist nur Gott von Schuld befleckt. (2)
 

         Ist Brahma [Gott] Herr auf diesem Erdenrund
                   Und aller Wesen letzter Daseinsgrund,
                   Warum wird Unglück dieser Welt zuteil
                   Und nicht nur Freude, Seligkeit und Heil?

        Warum herrscht Lüge, Trug und Schlechtigkeit
                   Und Einbildung und Ungerechtigkeit,
                   Warum erschuf er nur ein menschliches Geschlecht,
                   Das unentwegt verletzt die Sitte und das Recht? (3)

 

Anmerkungen

(1) Anguttara-Nik. 3, 61, 3 (Pali Text Society);
zit aus: Helmuth von Glasenapp, Pfad zur Erleuchtung,  Düsseldorf/Köln 1974, S. 63.
(2) Jataka 528 V p. 238 (Pali Text Society);
zit. aus: von Glasenapp, a. a. O., S. 63.
(3) Jataka 543 VI p. 208 (Pali Text Society);
zit. aus: von Glasenapp, a  a. O., S. 63.

Obige Aussagen in den Texten des alten Buddhismus stimmen weitgehend mit denen Schopenhauers überein. In seinem Reisebuch (um 1822) schrieb Arthur Schopenhauer: “Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott seyn.”

Außerdem gibt es im gleichen Sinne bei Schopenhauer noch viele ähnliche Zitate. Einige von ihnen sind im Schopenhauer-Register zum Stichwort Gott so zusammengefasst:  “Zu den Uebeln in dieser Welt kommt noch, daß der Gott, welcher Nachsicht und Vergebung jeder Schuld vorschreibt, keine übt, sondern noch nach dem Tode ewige Bestrafung eintreten läßt, welche den größten Theil der Menschen trifft; so daß  es herauskommt, als ob Gott die Welt geschaffen habe, damit der Teufel sie holen solle.”
(Schopenhauer-Register von Gustav Friedrich Wagner.
Neu hrsg. von Arthur Hübscher,
Stuttgart-Bad Cannstatt 1960, S. 154.)                    

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