|
|
|
Die acht Speichen des Rades symbolisieren den “Edlen Achtfachen Vermeide jede böse Tat, Der Achtfache Pfad ist Inhalt der letzten der “Vier Edlen Wahrheiten”, die Grundlage der buddhistischen Lehre sind, nämlich: In seiner Erleuchtung erkannte der Buddha, daß alles Dasein leidhaft, vergänglich und unpersönlich ist. Während die ersten beiden Merkmale noch ziemlich einsichtig sind, ist die Aussage, unsere Welt sei unpersönlich (“Anatta”), kaum verständlich. Dabei bedeutet gerade diese letzte Aussage “die Kernlehre des Buddhismus, ohne deren Verständnis eine wirkliche Kenntnis des Buddhismus schlechterdings unmöglich ist, die einzig wirklich spezifisch buddhistische Lehre, mit der das ganze buddhistische Lehrgebäude steht oder fällt” (Nyanatiloka, Buddhistisches Wörterbuch, 2. Aufl., 1976, S.25). Der eben zitierte, aus Deutschland stammende Mönch Nyanatiloka war einer der bedeutendsten Interpreten des Theravada-Buddhismus. “Theravada”, wörtlich “Lehre der Ordensältesten”, ist eine Richtung im Buddhismus, bei der die ältesten buddhistischen Schriften, die im “Pali-Kanon” überliefert sind, im Mittelpunkt stehen. Der Verfasser dieser Zeilen hat es oft erlebt, daß Vertreter des Theravada-Buddhismus versuchen, auch solchen Menschen, die gerade begonnen haben, sich für den Buddhismus zu interessieren, gleich am Anfang die Anatta-Lehre nahezubringen. Das Ergebnis ist dann nicht selten, daß der Buddhismus als eine nihilistische, kalte Lehre - ohne “Herz und Seele” - mißverstanden wird. Da die Anatta-Lehre, wie Glasenapp (a.a.O., S.76) schreibt, “ einen hohen Stand philosophischer Besinnung zur Voraussetzung hat”, wurde sie vom Buddha nicht jedem erklärt. Um die Bedeutung dieser Lehre zu erläutern, nahm der Buddha ein Klümpchen Kuhmist in die Hand und sprach: “ Wenn es nur so wenig Selbsthaftigkeit (“Atta”) gäbe, die unvergänglich, beständig, ewig, unveränderlich wäre und ewiglich so bliebe, so würde die Führung eines heiligen Wandels für die Vernichtung des Leidens nicht möglich sein. Weil es dies aber nicht gibt, ist die Führung des heiligen Wandels möglich” (Samyutta-Nikaya 22, 96, 16; zit. n. Glasenapp, a.a.O., S. 77). Ist die buddhistische Anatta-Lehre tatsächlich so einmalig, wie der oben erwähnte Nyanatiloka meinte? Nein, denn nicht nur buddhistische, auch viele Schriften der Mystik sagen aus, daß die Vorstellung, es gäbe ein unwandelbares und ewiges Ich, eine Illusion, eine Täuschung sei. Sie wird in der indischen Vedanta-Philosophie “Maya” genannt. Die Ursache hierfür sah Schopenhauer im “principium individuationis”. Hiernach haben die “normalen” Menschen prinzipiell, also von der Natur her, die Vorstellung, sie und jedes andere Wesen seien autonome Individuen, es gäbe ein unwandelbares und ewiges “Ich”, ein “Selbst”, durch das sie voneinander abgegrenzt seien. Erst in der tiefen Schau der Mystiker wird die durch das “principium individuationis” bedingte Grenze überschritten, der Schleier der Maya gehoben und die Täuschung erkannt. So ist die Anatta-Lehre im wahrsten Sinne des Wortes esoterisch. Ihre zentrale Bedeutung für den buddhistischen Heilsweg und der Versuch, > Mahayana |
|
|
|