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Buddhalehre und Gottesglaube

aus der Sicht der

Altbuddhistischen Gemeinde

 Der alte Buddhismus wird weithin als eine atheistische Religion verstanden. Daher hat in der Buddhalehre der Gottesglaube, sofern er dort überhaupt ein Thema ist, eine völlig andere Stellung als im Theismus.

Max Hoppe, Ältester der Altbuddhistischen Gemeinde und dort Br. Dhammapalo genannt wurde, schrieb über den Gottesbegriff in seiner sehr informativen Schrift BUDDHA - seine Lehre und sein Weg:

Die Welt an sich gehört nach dem Buddha zu den für alles Denken unerfaßbaren Dingen. Ein Anfang der Welt ist nicht zu erkennen. Die Welt kann nicht die Schöpfung eines persönlichen Gottes sein, weil dem ihre leidvolle Natur widerstreitet, und der Schöpfer konsequenterweise für die Taten seiner Geschöpfe verantwortlich wäre. ´Demnach würden ja`, sagt der Buddha im Anguttara-Nikaya III, 61, ´die Menschen durch Gottes Schöpfung zu Mördern, Dieben, Ausschweifenden, zu Lügnern und Bösgesinnten`. Eine solche Welt kann nicht von einem gütigen persönlichen Schöpfer geschaffen sein.

Durch indisches Denken zieht sich die tiefe Überzeugung von einem verborgenen Faktor im Weltgeschehen, dem die ewige Weltordnung entspringt. Jedem Menschen wird durch die zuinnerst moralische Ordnung der Dinge das zuteil, was er durch sein Denken und Handeln verdient. Dieser verborgene Faktor ist der eigentliche und tiefste Grund alles Gottesglaubens. Er wird für immer so sehr seine unerschöpfliche Basis bleiben, daß keine Weltanschauung auf die Dauer Lebensfähigkeit behält, wenn sie nicht den Gottesbegriff in irgendeiner Form in sich schließt.” (1)

Damit war es auch für die Altbuddhistische Gemeinde von wesentlicher Bedeutung, sich mit dem Verhältnis von Gottesglauben zu der im Grunde atheistischen Buddhalehre auseinanderzusetzen. So nahmen Max Hoppe und M. Keller-Grimm, Tochter von Georg Grimm, dem Gründer der Altbuddhistischen Gemeinde, in ihrem von der Gemeinde herausgegebenem Buch Im Lichte des Meisters zu der Frage Ist in der Buddhalehre Raum für die Vorstellung eines Gottschöpfers? wie folgt Stellung:

“Die Buddhalehre deckt den in uns hausenden dürstenden Willen als den eigentlichen Schöpfer unserer Welt auf. [...]  Für die Vorstellung eines persönlichen Gottschöpfers bleibt demnach kein Raum. Es bliebe unverständlich, daß ein seinem Wesen nach allgütiger Schöpfergott sich freiwillig Tag und Nacht die Millionen und Abermillionen von Schmerzens- und Todesschreie der am Leid zerbrochenen Menschen und der in Schlachthäusern und Vivisektionskammern gemarterten Tiere anhört. Und das, obwohl er es dank seiner Allmacht und Allwissenheit jeden Augenblick ändern könnte.

Anders aber wird es, wenn wir den Namen Gott oder Gottheit zur Bezeichnung jenes geheimnisvollen, wundersamen Faktors im Weltgeschehen nehmen, der stets die Urquelle aller Religion war. In diesem reinsten und höchsten Sinne wurde insbesondere für die Mystiker aller Zeiten und aller Religionen der Name Gott zum unpersönlichen Weltgrund, d. h. zum tiefsten Grunde aller Wesen und damit auch zu meinem eigenen Grund ...” (2)

  
Weiteres:

Georg Grimm (Gründer der Altbuddhistischen Gemeinde)
- ein Lebensweg vom Christentum über Schopenhauer
zum Buddha
> hier ,

> Schopenhauer : Gott - ein Teufel ? ,
 
> Schopenhauer : Gott und das Leid (Theodizee) .


Anmerkungen
(1)
Max Hoppe, BUDDHA - seine Lehre und sein Weg,
Wien 1973, S. 17.
(2)  M. Keller-Grimm / Max Hoppe (Br. Dhammapalo), Im Lichte des Meisters - Die Lehre des Buddha in Frage und Antwort.
Hrsg.: Altbuddhistische Gemeinde e. V., Utting/Ammersee 1986,  S. 90 f.

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