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Der gute Wille in der Ethik  Schopenhauers und des Buddha

Redaktion

Arthur Schopenhauer

Ist in der Ethik Arthur Schopenhauers und des Buddha der gute Wille entscheidend oder kommt es dort allein auf die gute Tat, also auf den Erfolg an? Schopenhauer beantwortete diese Frage, indem er auf den grundsätzlichen  Unterschied zwischen Moral und Kunst hinwies: Der gute Wille ist in der Moral Alles; aber in der Kunst ist er nichts: da gilt, wie schon das Wort andeutet, allein das Können. (1)

Schopenhauer stand damit, was die Ethik angeht, im deutlichen Gegensatz zu der häufig gebrauchten Redewendung: Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.  Dieses Zitat mag vielleicht auf den ersten Blick geistreich erscheinen, hält aber einer etwas genaueren Betrachtungsweise  keinesfalls stand.

Gut gemeint bedeutet, dass der Tat eine gute Absicht, also im Sinne Schopenhauers ein guter Wille zugrunde lag, wobei das Ergebnis mitunter auch anders als erhofft, ja sogar negativ sein kann.

Erich Kästner schrieb 1950 unter dem Titel Moral folgendes Epigramm:

Es gibt nichts Gutes
 außer: Man tut es.

Obwohl diese Worte oft zitiert werden, müssen sie deshalb in Bezug auf Moral nicht unbedingt zutreffen. Jedenfalls im Hinblick auf die Ethik, wie sie Schopenhauer verstand, sind sie wohl das Ergebnis einer oberflächlichen und nicht einer tieferen philosophischen Sicht.

Selbst wenn der gute Wille vielleicht in der Praxis nichts bewirkt hat oder durch irgendwelche widrigen Lebensumstände nicht in die Tat umgesetzt werden konnte, ist er für den moralischen Entwicklungsstand eines Menschen ausschlaggebend.

Bereits vor mehr als 2500 Jahren hatte der von Schopenhauer hoch verehrte Buddha die Bedeutung des mit der Tat verbundenen Willens hervorgehoben. So schrieb der Indologe Helmuth von Glasenapp mit Bezug auf die buddhistische Karma-Lehre in seinem Buch Die Weisheit des Buddha :

" Der Wert einer Handlung wird in der Welt gewöhnlich nach dem Erfolg bestimmt ... Buddha bekämpfte diese äußerliche Auffassung, welche lediglich das Faktum der Vollziehung eines Aktes, nicht die Qualität des Willens des Handelnden berücksichtigt.  Maßgeblich für den moralischen Wert einer Handlung ist nach ihm ausschließlich die Gesinnung, aus der heraus sie erbracht wurde. Obwohl immer von den Taten (karma) eines Menschen gesprochen wird, welche Vergeltung finden, sind damit doch strenggenommen nicht irgendwelche ausgeführten Handlungen gemeint, sondern nur solche, die mit vollem Bewußtsein vollbracht worden sind. Mechanisch vorgenommene Bewegungen, Akte, ... die lediglich Auswirkungen eines früher produzierten Karma darstellen, rufen keine transzendente Vergeltung hervor. Buddha drückte sich hierüber sehr klar aus in dem Satz: Vorbedachtes Wollen bezeichne ich als Tat (karma) : denn wenn man etwas gewollt hat, handelt man mit dem Leibe, mit der Rede oder mit dem Geiste."(2)

Selbstverständlich gilt das auch für das positiv Gewollte, also den guten Willen, und zwar auch dann, wenn er vielleicht aus irgendwelchen unglücklichen Umständen  nicht verwirklicht werden konnte. Gerade dieses Beispiel zeigt deutlich, wie sehr die Ethik Schopenhauers mit der des Buddha übereinstimmt, und wie berechtigt es war,  dass Arthur Schopenhauer sich als Buddhaist bezeichnte.
 

Anmerkungen

(1)
Arthur Schopenhauer , Werke in zehn Bänden, Zürich 1977
(Zürcher Ausgabe), Band IV: Die Welt als Wille und Vorstellung II, S. 455.

Der hier gebrauchte  Begriff Wille meint den individuellen und
nicht den in Schopenhauers  Philosophie höchst bedeutsamen
> metaphysischen Willen.

(2) Helmuth von Glasenapp, Die Weisheit des Buddha,
Wiesbaden o. J., S. 69 f. 

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