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Die Buddhalehre -   eine philosophische Religion ?

Der  Buddhismus als Religion und Philosophie nach den Schiften der 

Altbuddhistischen Gemeinde und Arthur Schopenhauers

Schon die Bezeichnung Altbuddhistische Gemeinde deutet darauf hin, dass diese Gemeinschaft die Buddhalehre vor allem als Religion verstand. Das geht auch deutlich aus dem von M. Keller-Grimm und Max Hoppe (Br. Dhammapalo) verfassten und von der Altbuddhistischen Gemeinde herausgegebenen Buch  Im Lichte des Meisters - Die Lehre des Buddha in Frage und Antwort hervor.(1) Das Buch erklärt sehr  verständlich und durchaus überzeugend, warum die Buddhalehre keine Glaubensreligion, sondern eine philosophische Religion ist. 

Bereits im Vorwort ihres Buches betonten die Verfasser, dass es ihnen darum ging, die Lehre des Buddha “in möglichst kurzer und präziser Form“ darzustellen, “aber so, daß das Wesentliche klar hervortritt”. Hierbei war es ihnen ein wichtiges Anliegen, die buddhistische Lehre als “eine Religion gemäß ihrem Inhalt und ihrer Bedeutung lebendig zu machen. Lebendig aber ist die Buddhalehre nur dann, wenn sie den ganzen Menschen erfaßt, also nicht nur seinen Kopf, sondern auch sein Herz”.

Das besondere Verständnis der Altbuddhistischen Gemeinde für den alten Buddhismus als Religion kommt auch im folgenden Zitat aus dem Vorwort deutlich zum Ausdruck. Zunächst wird jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Buddhismus keine Glaubensreligion sei:  “Sein Gründer selbst ermahnt die Jünger, nicht einmal seinen Worten zu glauben, sondern nur das von ihm anzunehmen, ´was sie selbst erkannt, selbst geschaut haben`. Die Buddhalehre ist aber auch keine atheistische Religion, ebensowenig wie es die Lehren der christlichen Mystíker sind. Wie diese es ablehnen, das letzthin Göttliche mit einer über Himmel und Erde herrschenden Person gleichzusetzen, so zieht auch der Vollkommen-Erwachte einen klaren Trennungsstrich zwischen der Person eines Gottes einerseits und dem Heiligen, dem Unvergänglichen, Unermeßlichen, Ewigen andererseits. Dieses Heilige und dieses Erleben des Heiligen sind nach ihm Kern und Ziel seiner Lehre.”

An anderer Stelle des Buches (1) heißt es zur Frage, ob der Buddha verlangt hätte, dass wir an ihn glauben: “Um zum Verständnis und Erleben der Buddhalehre zu gelangen, bedarf es keiner äußeren Autorität. Sie trägt als die ´zeitlose Wahrheit` ihre Bestätigung in sich selbst: Sie heißt: ,Komm und sieh !'; im eigenen Innern wird sie von Weisen erkannt.  Das Einzige, was der Buddha vom Menschen verlangt, ist jenes Mindestmaß von Vertrauen, das man auch einem Wegweiser entgegenbringen muß, wenn man von ihm geführt werden will: Wegweiser, ihr Jünger, ist der Vollendete.

Wenn, wie oben erklärt, die Buddhalehre keine Glaubenslehre sei, was ist sie dann? Ist sie Psychologie, Philosophie oder ein Lebensweg? Antwort:  “Eine einseitige Bezeichnung als Psychologie, Philosophie oder Lebensweg würde ihr nicht gerecht werden, obwohl sie sämtliche Aspekte enthält: Sie ist insofern eine Psychologie, als sie uns die verborgenen geheimnisvollen Tiefen unseres Gemüts- und Trieblebens offenbart, eine Philosophie im Sinne der Liebe zur Weisheit und ein Lebensweg, sofern es gilt, unser Dasein zu meistern. Über allem aber erhebt sich der religiöse Aspekt als die krönende Kuppel des gewaltigen Lehrgebäudes des Buddha.

Anschließend wird in dem Buch zu dem “religiösen Aspekt” nochmals hervorgehoben, dass die Lehre des Buddha eine Religion sei, “weil die Sorge um die Große Zukunft nach dem Tode im Brennpunkt ihrer Lehre steht: ´Nach dem Reich des Nichtsterbens fragen die Leute, die dem rettenden Ufer zustreben`, heißt es in den heiligen Texten. Und in Beantwortung dieser Frage zeigt der Buddha dem Menschen die sichere Zuflucht, das geheimnisvolle Eiland, das Jenseitige, das der Buddha Nibbana [Nirwana] nennt, die todlose Stätte höchster Seligkeit: Wie das große Weltmeer, ihr Jünger, nur von einem Geschmacke durchdrungen ist, vom Geschmack des Salzes, also ist auch, ihr Jünger, diese Lehre und Ordnung nur von einem Geschmack durchdrungen, vom Geschmack der Erlösung.”

Nach den zitierten Buddha-Worten kann  kaum noch zweifelhaft sein, dass die Lehre des Buddha zutiefst religiöse Aspekte enthält, und dass es durchaus zutreffend ist, wenn die Verfasser meinten:

“Im besonderen ist sie [ also die Buddhalehre ]  eine philosophische Religion , weil die Erreichung des Endzieles neben der Pflege von Meditation und Kontemplation die Gewinnung heiliger Weisheit erfordert: Die Gewinnung der Erlösung durch Weisheit lehre ich, die Zerstörung des Nichtwissens, verkündet der Buddha in feierlicher Weise.”

Gerade die obigen Worte des Buddha beweisen, dass seine Lehre eine Erlösungsreligion ist, die - das sei hier hinzugefügt - im heutigen Abendland wohl nur noch mit der  Erlösungsphilosophie des “Buddhaisten” Schopenhauer vergleichbar ist. (2)

Georg Grimm, der vom Christentum über Arthur  Schopenhauer  zum Buddhismus kam und Gründer  der Altbuddhistischen Gemeinde war,  wies in seinem für das Verständnis des Buddhismus grundlegenden Werk Die Lehre des Buddho auf die “Verwandtschaft der Philosophie Schopenhauers mit der Lehre des Buddho”, ja mehr noch: auf “die staunenswerte Übereinstimmung zwischen den beiden Großen” hin. So ist dann auch sehr verständlich, dass die (2002 leider aufgelöste) Altbuddhistische Gemeinde ganz im Sinne ihres Gründers, dem “großen” Arthur Schopenhauer besonders verbunden war. (3)

Wie für die Altbuddhistische Gemeinde war auch für Schopenhauer der Buddhismus eine Religion, die er aber - anders als die oben dargelegte Meinung der Gemeinde - “für entschieden und ausdrücklich atheistisch” hielt. (4)

Seine Philosophie mit dem Buddhismus vergleichend, kam Schopenhauer zum Ergebnis: Wollte ich meine Philosophie zum Maaßstabe der Wahrheit nehmen, so müßte ich dem Buddhaismus den Vorzug vor den andern zugestehn. Jeden Falls muß es mich freuen, meine Lehre in so großer Uebereinstimmung mit einer Religion zu sehn ...(5).

Diese Übereinstimmung liegt wohl auch daran, dass die Buddhalehre keine bloß auf Glauben beruhende, sondern eine - zumindest nach der oben dargelgten Meinung der Altbudhistischen Gemeinde - philosophische Religion ist, zu der Arthur Schopenhauer in einem Gespräch meinte: Wenn man den Buddhaismus aus seinen Quellen studiert, da wird es Einem hell im Kopfe. (6)

Jedoch ist trotz großer Übereinstimmung davon auszugehen, dass Schopenhauer den Begriff  philosophische Religion wohl nicht akzeptiert hätte, denn wie Gustav Friedrich Wagner in seinem Schopenhauer-Register mit zahlreichen Quellenbelegen darlegte, war für Arthur Schopenhauer Religion Glaubenslehre, Philosophie aber Überzeugungslehre: Religion und Philosophie sollten jede auf ihrem Gebiete bleiben ... Man soll entweder glauben oder philosophieren. (7)


Mehr zur > Altbuddhistischen Gemeinde
           und zu  > Georg Grimm .

S. auch Arthur Schopenhauer , seine Philosophie
und die Weisheit der altindischen Upanishaden > hier .

 
Anmerkungen

(1)  M. Keller-Grimm und Max Hoppe (Br. Dhammapalo), Im Lichte des Meisters - Die Lehre des Buddha in Frage und Antwort, 3. Aufl., hrsg. von der Altbuddhistischen Gemeinde in Utting / Ammersee 1986, S. 11. Die folgenden Zitate sind ebenfalls aus diesem Buch (III. Teil: Die Lehre des Buddha,
S. 67 - 70).

(2) S.  auch
> Zur Erlösungslehre in Schopenhauers Philosophie

(3) Georg Grimm, Die Lehre des Buddho ,
hrsg. von M. Keller-Grimm und Max Hoppe,
Wien 1979, S. 409.
 Vgl. hierzu letzter Absatz im Blogbeitrag
> Vom Christentum zum Buddhismus.

(4) Arthur Schopenhauer , Werke in zehn Bänden, Zürich 1977 (Zürcher Ausgabe), Band V, S. 142.

(5) Arthur Schopenhauer , a. a. O., Band III, S. 197.

(6) Arthur Schopenhauer , Gespräche, hrsg. von Arthur Hübscher, Stuttgart-Bad Cannstatt 1971, S. 104.

(7) > Gustav Friedrich Wagner  , Schopenhauer-Register , neu hrsg. von Arthur Hübscher , Stuttgart- Bad Cannstatt 1960, Stichwort: Religion , S. 347.
Weiteres dazu  > Religionsphilosophie und
Arthur Schopenhauer zum Verhältnis von
> Religion und Philosophie.

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